Umgenutzt – zweimal genutzt!
Im EMMA steht im Wohnzimmer auf einem kleinen, runden Tisch eine modern anmutende Tischlampe mit schönem, großem Schirm. Flankiert von zwei gemütlichen Sesseln bildet sie ein Teil der heimeligen Szenerie. Ungewöhnlich ist der Fuß des Leuchtmittels. Er gehörte einst zu einer Petroleumlampe! Den Umbau der Lampe von fossilem Brennstoff auf Elektrizität belegt bis heute eine von Emma Wrede, der letzten Bewohnerin des Hauses, ordentlich in einem Ordner abgelegte Rechnung von 1963. „Leuchte auf Schuko umgestellt“ notierte ein Mitarbeiter der Firma Busse – aber was bedeutet das?
Der Fuß der Lampe hatte zuerst eine teils andere Funktion – er diente auch als Brennstoffbehälter. Auf der Öffnung saß oben eine Halterung für den bis ins Öl im Inneren reichende Docht. Anstelle der Dochthalterung wurden recht kreativ mittels eines Korkens eine Lampenfassung und die Halterung für den Lampenschirm montiert. So verströmt die Lampe heute nicht mehr Brandgeruch, sondern ein gleichmäßiges, mildes Licht, das die kleine Leseecke zu einem heimeligen Ort werden lässt. Nur das Kabel steht ein wenig unpassend zur Seite ab – aber irgendwas ist ja immer…
Diese Umnutzung eines Haushaltsgegenstandes ist für die Menschen von Emma Wredes Generation typisch. Sie hatten einen, teils zwei Weltkriege mit den daraus resultierenden Notzeiten erlebt und überlebt. Da fiel das Wegwerfen schwer: „Man kann es ja noch mal gebrauchen“ war ein oft gehörtes Argument. Dieser Auffassung war auch Emma Wrede – für 28,60 DM erhielt sie eine neue Lampe. Aus heutiger Sicht wusste sie vorhandene Ressourcen sinnvoll und umweltschonend zu nutzen.
Fotos: Heinz Gabriel